Der tägliche Wahnsinn zwischen Kita, Schule, OGS und Job zerrt vielen Familien an den Nerven. Was macht Stress, was macht Freude? Wie meistern ganz verschiedene Familien im Vest ihren Alltag? Wir haben gefragt, wie es bei ihnen läuft.
Die Suche nach einem Kitaplatz ist für viele Eltern kein einfaches Abenteuer. Der Bedarf ist hoch und das Angebot kann nicht immer Schritt halten. Das Thema beschäftigt nicht nur Eltern, sondern auch Stadtverwaltung, Kitas und die entsprechenden Träger gleichermaßen. Rechtsansprüche auf einen Betreuungsplatz sorgen für Druck. Das Familienbüro und Kitas jonglieren mit begrenzten Ressourcen, um bestmögliche Lösungen zu finden.
Wie funktioniert die Platzvergabe?
In Recklinghausen startet der Weg zum Kitaplatz digital – über den Kita-Navigator, ein Onlineportal, das die Anmeldung transparent gestaltet und die Platzvergabe nach festen Prioritäten und Kriterien regelt. Eltern können bis zu vier Kitas priorisieren. „Meine Wunsch-Kita war die Liebfrauen-Kita, das Konzept passt einfach“, erklärt Ecem Sazoglu. Ihr Ältester wird bereits dort betreut – ein Pluspunkt bei der Platzvergabe.
Die Mutter von zwei Kita-Kindern möchte nun wieder arbeiten. „Die größte Sorge von Eltern ist natürlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagt sie. Das ist ein strukturelles Problem, bei dem die Kinderbetreuung eine erhebliche Rolle spielt. „Die Kommunen allein können das nicht lösen“, weiß sie, dennoch unterstützen Kitas und flexible Betreuungsmodelle zwischen 25 und 45 Stunden enorm dabei, Familie und Beruf vereinbar zu machen. „Das ist eine riesige Errungenschaft.“
Welche Kita passt zu meinem Kind?
Es werden nicht nur Wünsche der Eltern berücksichtigt, sondern auch die Kapazitäten und Anforderungen der Kitas. Hier spielen soziale Strukturen, die Situation der Eltern und das Einzugsgebiet eine Rolle: „Wenn wir am Ende 18 Jungs und nur zwei Mädchen in einer Gruppe haben, ist das nicht ideal“, sagt Johanna Lücke, Leitung der städtischen Kita „Garten der Abenteuer“. Marion Distelkamp, Leitung des katholischen Kindergartens Liebfrauen, ergänzt: „Eine ausgeglichene Gruppenstruktur fördert die Entwicklung der Kinder und unterstützt die Integration und Inklusion innerhalb einer Kita.“
Die Recklinghäuser Einrichtungen bieten eine Bandbreite an pädagogischen Konzepten, die den vielfältigen Persönlichkeiten und Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. Im Hillener Familienzentrum Liebfrauen sorgen ein reizarmes Raumkonzept und ein kindgerechter, strukturierter Tagesablauf für Sicherheit und Orientierung, während in Hochlar im Garten der Abenteuer Selbstbestimmung der pädagogische Kern ist. „Die Kinder müssen sich in ihrer eigenen Welt sicher fühlen, und diese Welten sehen unterschiedlich aus“, sagt Johanna Lücke. „Es gibt nicht die eine perfekte Kita“, weiß auch Ecem Sazoglu, „aber es gibt für jedes Kind den richtigen Ort.“
Keinen Platz bekommen – was nun?
Dann beginnt für viele Eltern der zweite Akt der Suche. „Sie können sich an uns wenden“, sagt Marina Nickel aus dem Familienbüro. Dort gibt es jede Menge Unterstützung: Alternative Optionen wie Tagesmütter oder -väter werden vermittelt, Wartelisten gepflegt.
Manchmal klappt es auch später im Jahr. Umzüge oder Eltern, die sich entscheiden, noch ein Jahr zuhause zu betreuen, bringen immer wieder Plätze. „Dann meldet sich die Kita bei den Eltern“, erklärt sie.
Quo vadis?
Trotz aller Herausforderungen bleibt eines klar: In Recklinghausen wird aktiv an Lösungen gearbeitet – und das gemeinsam mit allen Beteiligten: Stadt, Kitas, Träger, Eltern und Kinder. Die Zahlen sprechen für sich: Insgesamt gibt es 64 Kitas, die 856 Plätze für U3-Kinder und 3.163 Plätze für Ü3-Kinder anbieten. Aktuell bekommen rund 43 Prozent der U3-Kinder und 92 Prozent der Ü3-Kinder einen Betreuungsplatz.
Doch die Stadt will noch mehr erreichen: Das Ziel ist eine U3-Betreuungsquote von 47,8 Prozent und eine 100-Prozent-Versorgung für Ü3-Kinder. Dafür werden 145 zusätzliche U3 Plätze und 337 Ü3-Plätze gebraucht. Kurzfristig werden zwei Kitas um jeweils eine Gruppe erweitert. In Grullbad, Ost und Hochlar sollen weitere Kitas gebaut werden. Beispielsweise plant das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen eine viergruppige Kita im Matthäus-Haus.