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Auf Spurensuche im Vest
Foto: Pexels / Alena Koval

Auf Spurensuche im Vest

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Nachhaltig ist heute alles und nichts. Geht man dem Begriff auf den Grund, führt ein Weg auch ins Vest: zum Marler Publizisten Ulrich Grober. Mit seiner „Entdeckung der Nachhaltigkeit“ fand er sogar bei Bundeskanzlerin und UNO Gehör.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Selbst die veganen Schuhe von Weltklasse-Kicker Paul Labile Pogba beanspruchen das Label für sich. Ob sie tatsächlich den Ansprüchen genügen, sei einmal dahingestellt. Das Beispiel kann allenfalls zeigen, wofür dieses Gütezeichen so alles reklamiert wird. Nachhaltigkeit ist zweifelsohne der Trend der Stunde. Sie gilt zunehmend als Verkaufsargument für zahlreiche Produkte. Selbstkritisch warnen inzwischen Stimmen in der Werbewirtschaft vor Etikettenschwindel, etwa im Fachmagazin „Werben & Verkaufen“: „Wer nicht glaubhaft nachhaltig handelt, wird seine Daseinsberechtigung verlieren.“ Kunden seien heute kritischer, informierter und anspruchsvoller.

Lobende Worte aus Berlin

Doch was bedeutet „nachhaltig“ eigentlich? Im Vest Recklinghausen lebt mit Ulrich Grober ein anerkannter Fachmann, der es wissen muss. Sein Buch „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“ gilt als Standardwerk. Die scheidende Kanzlerin Angela Merkel lobte die Fachlektüre und würdigte den Inhalt als „einen Kompass, als unser Navigationsgerät für eine Reise in ein unbekanntes Territorium – die Zukunft“. Die Nachhaltigkeitsidee ist nach Meinung des Journalisten, Publizisten und Autors aus Marl ein Kind der Krise. Sie erlebte Ende der 1960er-Jahre ihre erste Konjunktur, als der Club of Rome die Begrenztheit des Wachstums vorrechnete und die Zerbrechlichkeit und Verlorenheit der Erde durch die Apollo-Missionen sichtbar wurden.

Ulrich Grober. | Foto: Verlag Antje Kunstmann

Die Begriffsgeschichte reicht gleichwohl deutlich weiter zurück. Statt einer einzelnen Definition liefert der heute 72-jährige Ulrich Grober vier Formeln, deren Entstehungen sich jeweils auch zeitlich verorten lassen. Eine entstand in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts und besagt: „Nicht mehr Holz fällen, als nachwächst“.

Die älteste Formel zur „Bewahrung der Schöpfung“ stammt aus der Bibel. Der Brundtland-Bericht der UN von 1987 forderte, dass die Bedürfnisbefriedigung der gegenwärtigen Generation  die Bedürfnisse künftiger Generationen nicht einschränken dürfe. Und der Erdgipfel von Rio 1992 zielte auf ein Gleich­gewicht aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Gerechtigkeit. Auch aktuell entsteht wieder ein neues Bewusstsein für die Notwendigkeit, unseren Planeten zu erhalten und zu bewahren.

Diese Einsicht reift auch seit langem in Initiativen im Vest. Temperamentvoll beklagt etwa Erwin Gebauer die „fehlende Wertschätzung von Ressourcen“. Der Vizevorsitzende des NABU Kreisverbandes Recklinghausen fordert: „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, was wir durch unser Leben anrichten. Das muss jetzt in die Köpfe. In unserem Handeln muss sich zeigen, was uns der Klimaschutz wert ist und was wir konkret dafür tun.“ Der Naturschutzaktivist erwartet, dass die Politik engagiert mitzieht.

Fruchtbarer Humus

Aktiv sein, die Natur mit allen Sinnen erleben und auf Umweltschutz achten: Das gilt jährlich für etwa 6.000 Kinder im rund 18.000 Quadratmeter großen Naturerlebnisgarten in Herten. Sigrun Zobel, Gründerin des Gartens: „Gemeinsam mit den Kindern überlegen wir, welche Ressourcen wir verbrauchen. Wieviel Wasser wir laufen lassen. Wir hinterfragen Abläufe. Und wir bereiten mit den Kindern das Essen so natürlich wie möglich vor.“ Ein Ergebnis der praxisnahen Umwelt­bildung sei, dass „wir keinen Abfall produzieren und auf Mülltonnen verzichten können“. Ulrich Grober übrigens hofft, dass aus seinen Gedanken, Veröffentlichungen und seinem Tun fruchtbarer Humus für Nachhaltigkeit entsteht. „Womit andere arbeiten und was anfangen können…“

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